Frömmigkeit
„Füget eurer Geduld Frömmigkeit hinzu“ (2. Petr. 1:6 –
KJV)
UNSER lieber himmlischer Vater hat sicherlich Wohlgefallen daran, wenn Er Dankbarkeit
in unseren Herzen sieht, und wenn Er tiefempfundene Dankbarkeit, die sich durch
unsere Lippen ausdrückt, hört. Dies liegt daran, dass Dankbarkeit
ein hervorragender Teil der Frömmigkeit ist; denn wenn wir dahingelangen
zu verstehen, was die Frömmigkeit ist, finden wir, dass Dankbarkeit einen
großen Teil von ihr ausmacht. Doch man kann fragen, was ist Frömmigkeit?
Wir beantworten diese Frage zuerst negativ, indem wir sagen, dass Frömmigkeit
nicht eine Gnade ist, die gegenüber unseren Mitmenschen ausgeübt werden
soll. Wenn sie gegenüber unseren Mitmenschen ausgeübt werden sollte,
wäre sie eine falsche Ausübung von ihr; denn sie ist eine Eigenschaft,
die richtigerweise in dieser Zeit nur zu zwei Personen im Universum ausgeht.
Eine von diesen ist der himmlische Vater, und die andere ist Sein Sohn Jesus.
Im nächsten Zeitalter, wenn die Kirche als der untergeordnete Teil des
Mittlers regieren wird, wird die Frömmigkeit gegenüber der Kirche
ausgeübt werden. Doch in der gegenwärtigen Zeit sind die einzigen,
gegenüber denen es für irgendjemanden passend ist, Frömmigkeit
auszuüben, der Vater und der Sohn. Um zu verstehen, was mit Frömmigkeit
gemeint ist, ist es dann gut, sich bewusst zu werden, was die Gegenstände
der Frömmigkeit sind. Wenn wir dahingelangen zu erkennen, was die Frömmigkeit
ist, werden wir sogleich sehen, dass es in der jetzigen Zeit in Ordnung ist,
unsere Ausübung dieser nur auf den Vater und den Sohn zu beschränken.
Bevor wir unsere Definition der Frömmigkeit geben, lenken wir ferner die
Aufmerksamkeit auf die Gerechtigkeit, von der die Frömmigkeit ein Teil
ist. Der Apostel gibt uns im Problem der Hinzufügung, das er darlegt (2.
Petr. 1:5-7 – KJV), die Bestandteile der vier großen Eigenschaften
des göttlichen Charakters, die Eigenschaften, die Gott in unseren Charakteren
hervorgebracht haben will – Weisheit, Macht, Gerechtigkeit, Liebe. Wenn
er sagt, füget eurem Glauben die Tugend (besser übersetzt Festigkeit
– siehe Diaglott – und der Kern der Festigkeit ist Hoffnung, denn
Hoffnung auf Sieg macht Leute mutig) hinzu und füget eurer Festigkeit Erkenntnis
hinzu, gibt er uns die drei Bestandteile der Weisheit. Wenn er sagt, füget
eurer Erkenntnis Selbstbeherrschung hinzu und eurer Selbstbeherrschung Geduld,
gibt er uns die zwei Bestandteile der Macht. Wenn er sagt, füget eurer
Geduld Gottseligkeit (besser übersetzt Frömmigkeit – siehe Diaglott,
Berry’s Interlinear, Young’s usw. – Gottseligkeit ist ein breiterer
Ausdruck, der sowohl Frömmigkeit [eine Eigenschaft, die nur zu anderen
ausgeht – d.h. zu Gott und Christus] als auch Gottähnlichkeit, Heiligkeit,
eine Eigenschaft im eigenen Herzen einer Person, beinhaltet) hinzu und eurer
Frömmigkeit Bruderliebe, gibt er uns die zwei Bestandteile der Gerechtigkeit.
Schließlich gibt er uns nur ein Wort für Liebe – selbstlose
Liebe. So ist dann Frömmigkeit nicht das Ganze, sondern ein Teil der Gerechtigkeit
– der Teil der Gerechtigkeit, der nur Gott und Jesus gebührt.
Doch was ist die Gerechtigkeit? Wir antworten, dass Gerechtigkeit Pflichtliebe
ist, und Pflichtliebe ist dankbarer guter Wille, den wir anderen rechtmäßig
schulden. Gerechtigkeit wird rechtmäßig gefordert. Wir schulden sie;
deshalb sollte sie gegeben werden. Wer auch immer der Gegenstand der Gerechtigkeit
sein mag, die Vorstellung, die in der Gerechtigkeit beinhaltet ist, ist, dass
wir ihm etwas schulden. Wenn wir jedem das Gebührende geben, erweisen wir
Gerechtigkeit. Wir haben gegenüber Gott und Christus bestimmte Beiträge,
die wir Ihnen leisten sollen. Und wenn wir so handeln, erweisen wir Ihnen Gerechtigkeit,
diesen Teil der Gerechtigkeit, den wir Frömmigkeit nennen. Deshalb definieren
wir Frömmigkeit als den dankbaren guten Willen, der auf das Recht gegründet
ist und Gott und Christus für das Gute, das Sie uns getan haben, gebührt.
Wenn wir hier vom Erweisen der Gerechtigkeit, Pflichtliebe, sprechen, meinen
wir nicht eine Erfahrung, als ob Zähne gezogen wären. Das ist die
Vorstellung, die einige Leute von der Erweisung der Gerechtigkeit, der Pflichtliebe,
haben; doch sie ist keine zähneziehende Operation, vielmehr ist sie eine
Handlung, in der guter Wille, d.h. Liebe, vorhanden ist. Außerhalb des
guten Willens kann keine Gerechtigkeit, keine Pflichtliebe, existieren. Guter
Wille ist immer in der Gerechtigkeit, in der Pflichtliebe, gegenüber Gott,
Christus und den Mitmenschen vorhanden.
Es gibt zwei Arten von Liebe, die Gott bei Seinem Volk haben will – Pflichtliebe
und uneigennützige Liebe. Pflichtliebe ist die Liebe, die wir schulden.
Wir schulden guten Willen gegenüber Gott, gegenüber Christus und gegenüber
unseren Mitmenschen. Deshalb ist der gute Wille, den wir Gott und Christus schulden,
das, was unser Bibeltext unter Frömmigkeit versteht. Sie ist dankbarer
guter Wille, weil Gott und Christus uns so viel Gutes getan haben. Sie ist auf
das Recht gegründet, weil Er, der Schöpfer, nachdem Er uns Gutes getan
hat, ein völliges Recht hat, unsere Antwort zu erhalten, indem wir Ihm
das geben, was das Geschöpf dem Schöpfer geben sollte. Deshalb ist
sie dankbarer guter Wille, gegründet auf das Recht, weil Gott uns so viel
Gutes getan hat.
GRAD DER LIEBE ZU GOTT UND CHRISTUS IN DER FRÖMMIGKEIT
Nachdem wir auf eine allgemeine Art erklärt haben, was die Frömmigkeit
ist, erklären wir jetzt den Grad der Liebe etwas vollständiger, die
gerechterweise Gott und Christus gegeben werden soll. Wenn wir Ihnen nur so
viel Pflichtliebe geben würden, die wir einer gewöhnlichen Person
oder irgendeinem menschlichen Wohltäter geben würden, würden
wir Ihnen keine Gerechtigkeit erweisen. Es gibt einen speziellen Grad der Liebe,
wovon die Bibel spricht, dass sie Gott und Christus gebührt, die auf das
Recht gegründet ist, und wer ihr nicht entspricht, der leistet Ihnen keine
Gerechtigkeit. Es ist deshalb möglich, Gott und Christus unterhalb des
Maßstabs der Gerechtigkeit zu lieben. Zweifellos hat jeder Mensch mit
Ausnahme der Atheisten und solcher, die die Sünde zum Tode begehen, etwas
Pflichtliebe gegenüber Gott, doch alle üben nicht die richtige Gerechtigkeit
gegenüber Gott aus. Warum nicht? Weil sie nicht einen so hohen Grad der
Liebe gegenüber Gott haben, den sie haben sollten. Die Gerechtigkeit erfordert
einen bestimmten Grad der Liebe gegenüber Gott und Christus, und wer unter
diesen fällt, dem mangelt es an Gerechtigkeit gegenüber Ihnen, und
er übt deshalb keine Frömmigkeit aus.
Dies führt uns zu der Frage, welcher Grad der Liebe wird gefordert, damit
wir die Frömmigkeit gegenüber Gott und Christus zeigen können?
Die Bibel legt ihn als den Grad der Liebe dar, der allumfassend ist. Wir finden
diesen in Mk. 12:30 ausgesagt: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben
aus deinem ganzen Herzen und aus deiner ganzen Seele und aus deinem ganzen Gemüt
und aus deiner ganzen Kraft. Dies ist das erste Gebot.“ So entspricht dann
jede Liebe, die nicht erreicht, Gott aus ganzem Herzen, Gemüt, ganzer Seele
und Kraft zu lieben, nicht der Gerechtigkeit. Sie ist nicht die Frömmigkeit,
wie die Bibel sie darstellt. Wer deshalb Gott und Christus aus dankbarem gutem
Willen gegenüber Ihnen aus ganzem Herzen, Gemüt, ganzer Seele und
Kraft liebt, offenbart Frömmigkeit. Er erweist Gott und Christus Gerechtigkeit.
Diese besondere Eigenschaft, Frömmigkeit, sagt uns Petrus, ist unserer
Geduld hinzuzufügen. Wir sollen zusehen, dass wir einen solchen dankbaren
guten Willen gegenüber Gott und Christus, der auf das Recht gegründet
ist und der Ihnen für das Gute, das sie uns getan haben, gebührt,
entwickeln, dass wir Sie aus ganzem Herzen, Gemüt, ganzer Seele und Kraft
lieben. Aber man kann fragen, was bedeutet es, Gott aus ganzem Herzen, Gemüt,
ganzer Seele und Kraft zu lieben? Wir antworten: Gott in allem an die erste
Stelle setzen heißt, Ihn aus ganzem Herzen, Gemüt, ganzer Seele und
Kraft zu lieben. Wiederum fragt jemand, wie kann man sowohl Gott als auch Christus
ebenso lieben? Wir erwidern, weil beide eins sind: Sie sind in vollkommener
Harmonie miteinander, und alles Gute, das zu uns gelangt ist, ist von Gott mittels
Christus gekommen. Da sie im Herzen, Gemüt und in der Absicht eins sind,
besteht absolut keine Rivalität zwischen Ihnen. Alle Dinge sind vom Vater
und durch den Sohn, deshalb besteht keine Rivalität oder kein Widerspruch
in der Liebe, die wir zum Vater und zum Sohn haben. Wir stellen Gott an die
erste Stelle und Christus gleich nach Ihm, weil Christus das Werkzeug des Vaters
in allen Dingen ist.
Was ist dann damit gemeint, Gott an erste Stelle zu setzen? Wir antworten:
Ihn vor jedem und allem vorzuziehen – Ihn vor uns selbst, unseren Ehepartnern,
Kindern, Vätern, Müttern, Brüdern, Schwestern, Freunden, Heimen,
unserem Eigentum, Geburtsland, unserer Erkenntnis, Beschäftigung, Liebe
für die Kunst, für die Wertschätzung anderer, für die Sicherheit,
Bequemlichkeit, Selbstverteidigung, für das Leben, das Verbergen nachteiliger
Dinge, das Erlangen und Erhalten, das Vernichten schadhafter Dinge, für
Essen und Trinken – mit einem Wort, Gott zuerst, auf dass Er in allen Dingen
den Vorrang habe, den Vater zuerst und den Sohn mit Ihm, weil Er mit Ihm auf
einem Thron sitzt. Es bedeutet auch, dass, was auch immer wir tun, wir die Frömmigkeit
zu Rate ziehen werden, und alles, was wir tun, aus der Frömmigkeit als
einen Ausdruck der Pflichtliebe zu Ihm hervorströmen lassen. Deshalb werden
wir unsere Ehepartner, Kinder, Väter, Mütter, Brüder, Schwestern,
Nachbarn, Freunde und Feinde lieben, weil wir Ihn lieben. Wir werden die Wahrheit
lieben, weil wir Ihn lieben. Wir werden unsere irdische Berufung im Einklang
mit Seinem Willen lieben, weil wir Ihn lieben. Wir werden jedes Werk, womit
wir beauftragt werden, lieben, weil wir Ihn lieben. Es bedeutet, dass Gott die
Inspiration jeder Sache ist, die wir verrichten, und dass wir sie tun, weil
Er gut zu uns war. Es bedeutet, dass nach Ihm Christus die Inspiration von allem
ist, das wir tun, und dass wir es tun, weil Er so gut zu uns war – wir
tun es als eine gebührende Hingabe für Ihre Güte zu uns.
Wir sagen nicht, dass dies die einzige Art der Liebe ist, oder dass es die
höchste Form der Liebe ist, die wir dem Vater und dem Sohn geben sollen,
aber wir sagen, dass dies die geringste Liebe ist, die in Ihren Augen wohlgefallen
würde. Diese muss gegeben werden, sonst fängt die Sünde an. Es
ist unser gesegnetes Vorrecht als Gottes Kinder, weiter als die Pflichtliebe
zu gehen. Es ist unser gesegnetes Vorrecht, uneigennützige Liebe zum Vater
und zum Sohn zu entwickeln, indem wir unsere Rechte in Ihrem Interesse opfern.
Doch in Übereinstimmung zu den Segnungen, die uns gegeben werden, müssen
wir Sie an die erste Stelle setzen, wenn wir durch die Gnade Gottes die Frömmigkeit
besitzen wollen. Wir glauben, dass die Erklärung, die wir von der Frömmigkeit
gegeben haben, für uns ausreichend ist, um sie von verschiedenen Seiten
zu sehen. Wir hoffen, dass unsere Erklärung deutlich ist – dass Frömmigkeit
Pflichtliebe ist und dass Pflichtliebe der dankbare gute Wille ist, der auf
das Recht gegründet ist, den wir Gott und Christus aus ganzem Herzen, Gemüt,
ganzer Seele und Kraft für das Gute, das Sie uns getan haben, schulden.
DIE VERNÜNFTIGKEIT DER FRÖMMIGKEIT
Wir wollen eine andere Gedankenlinie aufgreifen – die Vernünftigkeit
der Frömmigkeit. Ist es von Gott und Christus angemessen, uns zu fordern,
Ihnen Pflichtliebe aus unserem ganzem Herzen, Gemüt, unserer ganzen Seele
und Kraft zu geben? Und hier begegnen uns einige Leute, die sagen, dass dies
völlig unvernünftig ist. Einige sagen, es ist seitens Gottes und Christus
entschieden selbstsüchtig zu wünschen, in unserem Herzen, Gemüt,
unserer Seele und Kraft als erste zu stehen. Es ist etwas entschieden Falsches,
sagen sie, bei einem Wesen, das Zuneigung in dieser Art möchte. Wir erwidern
diesen, wenn Sie nur unsere Mitmenschen wären, so wie wir untereinander,
gäbe es in einer Aussage wie dieser einige Vernünftigkeit; denn es
wäre sicher in uns falsch, von einem anderen zu wünschen, uns aus
ganzem Herzen, Gemüt, ganzer Seele und Kraft zu lieben, und es wäre
für uns sehr geeignet, die Last der Selbstsucht aufzuheben, wenn irgendein
menschliches oder Engelswesen darauf bestehen würde, dass wir ihm eine
Liebe dieser Art geben. Und dies ist wirklich die Art der Liebe, die diejenigen
im Allgemeinen von uns wünschen, die das Darbringen unserer höchsten
Hingabe zu Gott zu verhindern versuchen. Einige Leute sind auf jedermann eifersüchtig,
der unsere höchste Zuneigung erhält; sie trachten danach, unsere Liebe
zu Gott aus ganzem Herzen, Gemüt, ganzer Seele und Kraft zu behindern,
während das, was sie wirklich suchen, unsere höchsten Zuneigungen
sind. Mit anderen Worten, sie wünschen, dass wir sie zu unserem Gott und
Heiland machen, und in ihrem Fall sagen wir, dass ihr Wunsch entschieden selbstsüchtig
ist. Doch wir bestreiten ausdrücklich, dass es seitens des Vaters oder
des Sohnes selbstsüchtig ist, unsere höchsten Zuneigung zu wünschen
– Liebe aus ganzem Herzen, Gemüt, ganzer Seele und Kraft – dass
wir Ihnen Frömmigkeit geben.
Darüber hinaus ist es zu unserem Guten, dass wir Gott und Christus aus
ganzem Herzen, Gemüt, ganzer Seele und Kraft lieben. Wir sind so beschaffen,
dass, wenn wir es nicht täten, Unglücklichsein und Verlust hervorgehen
würde. Deshalb können wir sehen, dass Sie Ihrerseits durchaus unsere
höchste Liebe ohne jede Selbstsucht wünschen könnten. Sie könnten
sie wünschen, denn es wäre ein Segen für uns, Frömmigkeit
an den Tag zu legen, und somit würde diese Betrachtung die Charaktere Gottes
und Christus in Ihrem Wunsch nach unseren höchsten Zuneigungen als nicht
selbstsüchtig bestätigen. Und wir sind sicher, dass dies der Grund
dafür ist, dass Sie sie wollen. Gott machte alles zu Seinem Wohlgefallen
(Offb. 4:11), doch Sein Wohlgefallen besteht darin, andere gesegnet zu sehen.
Und da wir durch die Frömmigkeit gesegnet werden, wünschen der Vater
und der Sohn, dass wir Frömmigkeit entwickeln und ausüben. Gegen die
Einwendung der Ungläubigen und Atheisten, die sie in bestimmten Ausdrücken
darbringen könnten, und gegen das subtile nicht ausgedrückte Gefühl
unserer gefallenen Herzen, wenn sie nicht wünschen, dem Vater und dem Sohn
Frömmigkeit zu geben, möchten wir die Nichtselbstsucht des Vaters
und des Sohnes, wenn sie um unsere höchsten Zuneigungen fordern, bestätigen.
Doch wir wollen auf den Gegenstand von einem anderen Standpunkt aus schauen
und daraus erkennen, ob es nicht etwas Vernünftiges ist, dass Sie unsere
höchste Liebe erhalten. Die Tatsache des Gegenstandes ist folgende: Jedes
Gute, das wir sind und haben, kommt vom Vater durch den Sohn: „Jede gute
Gabe und jedes vollkommene Geschenk kommt von oben herab, von dem Vater der
Lichter, bei welchem keine Veränderung ist, noch eines Wechsels Schatten
(Jak. 1:17; 1. Kor. 8:6). Wenn alles, was wir sind und haben, das gut ist, von
Gott durch Christus kommt, ist es sicher nur richtig, dass wir Ihnen für
das, was Sie für uns getan haben, Ertrag bringen. Sie haben uns viel Gutes
getan: Sie haben uns als Menschen gemacht – wir hätten als Tier, Fisch,
Vogel oder Reptil gemacht werden können, oder uns hätte nicht gestattet
werden können, überhaupt zur Existenz zu gelangen. Durch Ihre Güte
sind wir zur Existenz gelangt, und da irdische Existenz ein Segen ist, besonders
auf ihrer höchsten Ebene, schulden wir Ihnen sicherlich den Ertrag für
das, was wir sind.
Die Schaffung jedes Atoms unserer Körper und der funktionalen Vorkehrungen
der Organe, die uns als Organismen zur Persönlichkeit anpassen, sind auf
die Güte Gottes zurückzuführen; und deshalb schulden wir Ihm
sicherlich unser Bestehen. Da Er die ganze Bestandteile beschaffte, die unsere
Körper bilden, und da es durch Sein Geschick war, dass diese Körper
so gebildet sind, dass wir Persönlichkeiten mit bemerkenswerten Fähigkeiten
sind – obwohl sie zur Zeit aufgrund des Falles unvollkommen sind –
hat Er gewiss ein Recht auf den Gebrauch dessen, was Ihm gehört, was Er
gemacht hat, und was Er für Sich selbst gebildet hat, genauso wie wir ein
Recht auf etwas haben, das wir machen, vorausgesetzt, wir machen es aus unseren
eigenen Materialien und Mitteln. So hat Gott ein Recht auf den Gebrauch jeder
Fähigkeit, die wir besitzen, da Er diese gemacht und uns gegeben hat. Deshalb
sagen wir, es ist vom Standpunkt der Schöpfung vollkommen vernünftig,
dass wir Gott aus ganzem Herzen, Gemüt, ganzer Seele und Kraft lieben.
Darüber hinaus, wenn wir auf den Gegenstand vom Standpunkt der Vorsehung
schauen, finden wir, dass Gott unser Leben durch verschiedene Segnungen erhalten
hat, indem Er uns Nahrung, Schutz, Kleidung und andere Segnungen irdischer Art
gibt. Als Menschen ist es deshalb vollkommen passend, dass wir Ihm für
Seine Segnungen der Vorsehung höchste Hingabe geben, Ihn aus ganzem Herzen,
Gemüt, ganzer Seele und Kraft lieben. Und da Jesus in all diesen Dingen
das Werkzeug des Vaters ist, verdient Er sicherlich dieselbe Art der Liebe.
Auch ist es vom Standpunkt der Erlösung vernünftig, dass wir Sie
in höchstem Maße lieben. Als wir uns noch in Sünde befanden,
bestraft, unter dem Fluch zu sterben, sandte unser lieber himmlischer Vater
Seinen wohlgeliebten und einzig gezeugten Sohn, um für uns zu sterben,
damit wir aus der Vernichtung zurückgekauft werden können. So sehen
wir, dass unsere Hoffnungen auf ewiges Leben – beständige Existenz
in alle Ewigkeit – völlig von dem abhängen, was der Vater und
der Sohn für unsere Erlösung taten. Da der Vater den Preis beschaffte,
und der Sohn ihn übergab, haben Sie deshalb ein vollkommenes Recht auf
unsere Hingabe.
Nachdem wir in die Gemeinschaft mit unserem himmlischen Vater angesichts unseres
Glaubens an das Verdienst des Opfers des Herrn gekommen sind, und nachdem wir
von Ihnen darüber belehrt wurden, was wir tun sollen und was nicht, was
wir glauben sollen und was nicht, sind wir darüber hinaus wegen der Erleuchtung
Ihre Schuldner geworden, und dies macht unsere Schuld umso größer.
Dadurch, dass Sie uns von der Todesstrafe durch die Zurechnung des Verdienstes
unseres lieben Herrn für uns befreien und uns somit rechtfertigen, sind
wir umso mehr Ihre Schuldner. Deshalb ist es vollkommen angebracht, dass wir
Ihnen mit unseren erlösten Fähigkeiten die Hingabe aus ganzem Herzen,
Gemüt, ganzer Seele und Kraft übergeben.
Wenn wir ferner die gnadenreichen Vorkehrungen betrachten, womit der Vater
uns in Seine Gemeinschaft und Familie geführt hat, wenn wir Seine Treue,
uns zur rechten Zeit ewiges Leben zu geben, in Betracht ziehen, wenn wir über
Seine sich öffnenden Gelegenheiten für uns in der Heiligung, sowohl
unsere menschliche Natur in Seinem Dienst niederzulegen als auch einen Charakter
wie der unseres Herrn zu entwickeln, was uns somit für das Königreich
tauglich macht, nachdenken, wenn wir uns bewusst sind, dass Er uns in Versuchungen
und Prüfungen von der Macht des Widersachers befreit und uns den Sieg über
die Welt, das Fleisch und den Teufel gibt, wenn wir auf die aussichtsreichen
Segnungen, den Sieg über das Grab in der Auferstehung und die herrliche
Hoffnung, die vor uns gesetzt ist, schauen, werden wir auf das Ausmaß
unserer Verschuldung gegenüber Ihnen noch weiter aufmerksam gemacht. Derjenige,
der von all diesen Segnungen weiß und sich weigert, deren Geber an die
erste Stelle zu setzen, ist wahrhaftig niedrig und ist Gottes und Christi und
Ihrer Wohltaten unwürdig.
Deshalb, liebe Geschwister, nachdem Gott uns all diese Wohltaten erwiesen hat,
würde ein Infragestellen Seines Rechtes auf unsere höchsten Zuneigungen
für uns eine Tiefe der Undankbarkeit zeigen, deren sich niemand von Seinem
Volk schuldig machen und eine Zeit lang ein Teil Seines Volkes bleiben könnte.
Die Person, die einen Teil oder alle diese Segnungen erhält und dann die
Liebe vor deren Geber zurückhält, ob ganz oder teilweise, befindet
sich in der Tat auf einer niedrigen Stufe, ist in der Tat gottlos und undankbar,
und deshalb gehört er zu denen, die die unvernünftige Stellung innehaben.
Er beweist sie dadurch, dass er Gottes Recht auf seine höchsten Zuneigungen
in Frage stellt. Deshalb ist es vernünftig, Gott und Christus an die erste
Stelle zu setzen. Es ist das Richtige, das man tun kann; denn richtige Prinzipien
verlangen, dass wir Gott aus unserem ganzen Herzen, Gemüt, unserer ganzen
Seele und Kraft lieben – Ihm höchsten dankbaren guten Willen für
Seine Wohltaten geben.
DIE VORTEILE DER FRÖMMIGKEIT
Wenn die Frömmigkeit eine so vernünftige Sache wie diese ist, was
sind die Vorteile ihres Ausübens? Welche Wohltaten werden aus unserer Entwicklung
und Entfaltung dieser resultieren? Wir antworten, dass bestimmte Wohltaten daraus
in Bezug auf Gott und Christus hervorströmen; bestimmte Wohltaten strömen
daraus für den hervor, der sie ausübt, und bestimmte Wohltaten strömen
daraus von dem hervor, der sie gegenüber anderen ausübt. Deshalb ist
sie für jeden gut, der betroffen ist.
Welche Wohltaten leiten Gott und Christus aus der Frömmigkeit ab? Sie
wünschen, einige Wohltaten zu haben; Sie sollten einige Frucht für
Ihr Werk haben. Gott ist vernünftig, und wenn Er etwas tut, tut Er es,
weil daraus Gutes hervorgeht; und Er hat ein vollkommenes Recht, Gutes zu wünschen.
Gott sollte einige Wohltaten aus all dem Guten, das Er für uns getan hat,
erhalten. Welche sind einige der Wohltaten, die Gott und Christus aus der Frömmigkeit
erhalten? Wir antworten, dass Sie an erster Stelle Wohlgefallen daraus empfangen,
denn Sie haben an jedem Wohlgefallen, der Frömmigkeit ausübt. Es erfreut
Ihre Herzen. Gott machte alles zu Seinem Wohlgefallen, und es freut Ihn, wenn
Er an den Tag gelegte Frömmigkeit sieht – nicht dass Er sie für
Sich selbst benötigt, sondern Sein Wohlgefallen besteht darin, dass Er
das Gute sieht, das ausgeübt wird, sodass dadurch Menschen gesegnet werden,
und dies macht Sein Herz glücklich.
Jesus spricht zu uns (Joh. 14:15, 21): „Wenn ihr mich liebet, so haltet
meine Gebote.“ „Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es,
der mich liebt; wer aber mich liebt, wird von meinem Vater geliebt werden; und
ich werde ihn lieben und mich selbst ihm offenbar machen.“ Hier versichert
uns unser lieber Herr, dass die, die Ihn lieben und diese Liebe durch Gehorsam
unter Beweis stellen (denn dies ist die einzige Methode, mit der wir die Echtheit
unserer Liebe unter Beweis stellen können; denn es ist vergebens zu sagen,
wir lieben den Herrn, wenn wir Ihm nicht gehorchen), des Vaters und Seine Liebe
der Freude erhalten.
In einem Sinne lieben Gott und Christus jeden, denn das Wort lehrt, dass Sie
die ganze Welt lieben: „Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen
eingeborenen Sohn gab, auf dass jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehen,
sondern ewiges Leben habe“ (Joh. 3.16). Doch Er liebt die Welt nicht in
dem Sinne, in dem der Herr Jesus hier von der Liebe spricht, die Gott denen
gibt, die Jesus lieben und deren Herzen im Einklang mit guten Grundsätzen
sind. Die Liebe, die Er diesen verleiht, ist eine Liebe von Wohlgefallen, von
Freude, als verschieden von der mitleidigen Liebe, die Er der Welt gibt. Er
hat an denen Wohlgefallen, die Jesus lieben; Er hat Freude an ihnen, weil Er
sieht, dass sich gute Grundsätze in ihren Charakteren offenbaren. Deshalb
verleiht Er ihnen die Liebe der Freude. So ist diese dann die erste Wohltat,
die Gott und Christus aus der Frömmigkeit ableiten: Sie werden sozusagen
durch Frömmigkeit glücklich gemacht. Sie haben daran Wohlgefallen.
Genau wie es einem guten Vater wohlgefällt, seine Kinder ihm gegenüber
loyal zu sehen, weil er seine Kinder liebt und es ihn erfreut, sie im Guten
gedeihen zu sehen, so erfreut es Gott, uns in dieser Eigenschaft gedeihen zu
sehen.
Eine andere Wohltat der Frömmigkeit gegenüber dem Vater und dem Sohn
ist diese: Sie ehrt Sie. Sie werden geehrt, wenn wir Frömmigkeit offenbaren,
denn dieser fromme Zustand unsererseits wird zur Grundlage all unseres anderen
Verhaltens. Pflichtliebe zu Gott und Christus ist die Grundlage aller richtigen
Liebe – alle Liebe sollte aus der Pflichtliebe herrühren. Pflichtliebe
zu anderen sollte aus der Pflichtliebe zu Gott und Christus herrühren,
und uneigennützige Liebe zu Gott und Christus und anderen muss aus solcher
Pflichtliebe herrühren. Deshalb ist die Frömmigkeit die Grundlage
aller richtigen Liebe. Ohne Frömmigkeit kann es keine Liebe der Art geben,
von der Petrus sagt, dass wir sie hinzufügen sollen (uneigennützige
Liebe). Sie ist ihre Grundlage.
Da dies der Fall ist, ehrt Pflichtliebe Gott zuerst, indem wir über Sein
Schaffenswerk in uns individuell nachsinnen, denn es ist von Gott, dass wir
es kundtun. Wahrscheinlich zeigt Jehova die größte Geschicktheit
Seines ganzen schöpferischen Werkes in der Hervorbringung der Früchte
des Geistes, und diese ist eine von ihnen. Ein geschickter Winzer, der eine
sehr feine Traubensorte entwickelt, hat sich wegen seines Werkes Ehre bereitet.
Andere Winzer werden ihn ehren, wenn er ein besonders profitables Werk in seiner
Branche verrichtet. Auch andere, die Teilhaber an den Trauben sind, die er produziert,
werden ihn ehren. Ebenso wird unser himmlischer Vater durch die Hervorbringung
dieser herrlichen Eigenschaft in uns geehrt. Es bewegt uns auch zur Verrichtung
guter Werke zu Seiner weiteren Ehre. Dies stellt Ihn als jemanden dar, der groß,
geschickt, gut und liebenswert in den Augen derer ist, die richtig verstehen.
Dann dient die Frömmigkeit auch Gott; sie verrichtet Dinge zur Voranbringung
Seines Planes. Denn wir wollen uns daran erinnern, dass Pflichtliebe eine der
Gnaden ist, die in der Rechtfertigung und in der Weihung wirken. Nicht dass
sie die Hauptgnade in der Weihung ist, aber sie muss mit uneigennütziger
Liebe wirken, die die Hauptgnade in der Weihung ist. Und als Ergebnis der Zusammenarbeit
dieser beiden Gnaden (Frömmigkeit nimmt jedoch nicht den obersten Platz
ein) werden viele Dinge verrichtet, die den Plan Gottes durch diejenigen voranbringen,
die Frömmigkeit ausüben. Auf diese Weise wird Gott dadurch gedient.
Seine herrliche Vorkehrung wird in der Segnung Seines Volkes und anderer vorangebracht,
und somit sehen wir, dass Gott viel erhält, wenn wir Frömmigkeit kundtun,
und Er verdient sie reichlich. Er sollte einiges Gute zurückerhalten, weil
Er uns jegliches Gute, das wir haben, gegeben hat. Und das sind die drei guten
Dinge, die Gott aus unserem Kundtun der Frömmigkeit erhält: Erstens
Wohlgefallen, zweitens Ehre und drittens Dienst.
Aus der Frömmigkeit resultieren auch Segnungen für uns. Unsere Gehirne
sind so erschaffen, dass es für uns unmöglich ist, die Freude zu haben,
die für uns als richtig erschaffene Wesen beabsichtigt ist zu haben, es
sei denn, der Frömmigkeit, eine der höchsten Eigenschaften des menschlichen
Gehirns, wird erlaubt, tätig zu sein. Gott gestaltete das menschliche Gehirn
so, dass Friede und Freude hervorgehen, wenn es richtig funktioniert –
das heißt, wenn es im Einklang mit richtigen Grundsätzen arbeitet.
Er machte uns, Frieden zu haben und glücklich zu sein. Der Zustand, der
zum Frieden und Glücklichsein notwendig ist, besteht darin, dass wir den
Fähigkeiten unserer Gehirne erlauben zu wirken, wie sie sollten. Er hat,
unter anderen Fähigkeiten, die Fähigkeiten der Verehrung und des Bewusstseins
ins menschliche Gehirn gesetzt, und diese beiden Fähigkeiten kombiniert
geben uns Frömmigkeit – Pflichtliebe zu Gott und Christus. Wenn diesen
beiden Fähigkeiten gestattet wird, ihre richtigen Funktionen auszuüben,
werden wir die Segnungen des Friedens und der Freude erfahren. Die Frömmigkeit
verleiht nicht nur Frieden und Freude, da sie aber für alle unsere anderen
Eigenschaften grundlegend ist, sofern die Liebe betroffen ist, verleiht sie
uns eine Fähigkeit, durch andere Eigenschaften zu wirken, und somit entwickelt
sie andere Gnaden des Geistes. Die Frömmigkeit hilft uns, unsere Weihung
auszuführen, und obwohl sie nicht die Haupteigenschaft ist, die an diesem
Werk beteiligt ist, verrichtet sie dennoch ihr eigenes passendes Werk dort.
Deshalb tut es uns gut, Frömmigkeit auszuüben – Liebe zu Gott
und Christus aus ganzem Herzen, Gemüt, ganzer Seele und Kraft.
Aus der Frömmigkeit resultieren auch Segnungen für andere. Es gibt
niemanden, der nicht durch die Aktivität unserer Frömmigkeit Segnungen
erhält. Sie treibt uns dazu an, anderen Gutes zu tun. Wir lieben andere,
weil wir Gott und Christus lieben. Das ist der göttliche Maßstab.
Wir sollen andere Menschen nicht isoliert von Gott und Christus lieben, sondern
die Frömmigkeit sollte unsere Liebe für die Brüder, für
die Welt im Allgemeinen und für unsere Feinde unterstützen. Dieser
Gedanke sollte unser sein: Wir handeln deshalb so, weil wir Gott und Christus
lieben. Da Sie von uns wünschen, andere zu lieben, haben wir den Wunsch,
so zu handeln. Wir wollen es tun, weil wir uns Ihnen hingegeben haben, weil
wir Sie lieben. Deshalb muss zuerst Liebe zu Gott und Christus vorhanden sein,
bevor wir andere richtig lieben können. So können wir, wo der Frömmigkeit
gestattet wird, die Beherrschung im Herzen zu haben, gewiss sein, dass daraus
Gutes für andere hervorkommen wird. Ein frommes Herz wird jemanden zu einem
besseren Ehemann, einer besseren Ehefrau, einem besseren Vater, einer besseren
Mutter, einem besseren Sohn, einer besseren Tochter, einem besseren Bruder,
einer besseren Schwester, einem besseren Freund und einem besseren Nachbarn
machen. Wenn ihr erlaubt wird ihre richtige Funktion im Leben einer Person auszuüben,
wird sie sicherlich alle diese Dinge bewirken. Deshalb sehen wir, dass sie darauf
hinausläuft, unsere Ehepartner, Kinder, Eltern, Brüder, Schwestern
und Nachbarn zu segnen. Warum? Weil die anderen Formen der Liebe aus der Frömmigkeit
hervorströmen; lasst uns sie deshalb zur Geduld hinzufügen.
DIE PFLEGE DER FRÖMMIGKEIT
Nachdem wir die Vorteile, die aus der Frömmigkeit hervorströmen,
gezeigt haben, bieten wir jetzt einige Gedanken über ihre Entwicklung an.
Wie können wir sie entwickeln? Wir könnten eine Menge an Formen aufzeigen,
doch wir sind an Raum begrenzt; deshalb werden wir nicht alle Methoden erklären,
die wir zur Pflege der Frömmigkeit benutzen könnten. Aber wir lenken
die Aufmerksamkeit auf eine besondere Form, durch die wir sie entwickeln können.
Wir meinen, dass die beste Form der Entwicklung der Frömmigkeit gegenüber
Gott und Christus ein hingebungsvolles Nachsinnen über Ihre Güte zu
uns – Meditation im Herzen – und nicht bloß Meditation im Kopf
– über die Güte unseres Vaters und die Güte unseres älteren
Bruders zu uns ist. Wenn wir an die Höhe, Tiefe, Länge und Breite
dessen, was Sie für uns getan haben, tun und noch tun werden, denken, wenn
wir loyal bleiben, werden diese Gedanken sicherlich unseren Herzen die gesegnete
Eigenschaft der Pflichtliebe zu Ihnen einprägen.
Je besser wir dies verstehen und Frömmigkeit pflegen, wollen wir die Wohltaten
Gottes und Christi für uns betrachten. „Wie soll ich dem Herrn vergelten
alle seine Wohltaten an mir? (Ps. 116:12 – R.E.B.). Wir tun wohl daran,
über diese Wohltaten nachzusinnen, nicht bloß in einer abstrakten
Weise, sondern mit dem beständigen Gedanken an Gottes und Christi persönlicher
Güte zu uns. Sie suchen jeden von uns aus und machen uns zu Objekten ihrer
lieben Sorgfalt (1. Petr. 5:7). Sie sehen zu, dass alles für uns getan
wird, damit der jeweilige Zustand in Harmonie mit den göttlichen Prinzipien
zugelassen wird. Wir wollen dann über einige dieser Wohltaten nachsinnen
und unsere Herzen andachtsvoll auf diesen ruhen lassen, wenn wir an sie denken,
und dann werden wir sehen, dass ein solches Nachsinnen in unseren Herzen die
Liebe für Gott und Christus erregen wird, bis sie eine Liebe aus ganzem
Herzen, Gemüt, ganzer Seele und Kraft wird.
Wir wollen betrachten, was Gott und Christus für uns im göttlichen
Plan getan haben. Der Vater stellte ihn auf, trug Vorkehrungen für jeden
Teil von ihm und legte ihn dann in die Hände des Sohnes mit den Einzelheiten
und detaillierten Entwürfen, indem Er Ihm mitteilte, das Werk, das Er geplant
hatte, auszuführen. So brachte unser himmlischer Vater solche Dinge durch
den Dienst Jesu ins Laufen, die uns ins Dasein bringen würden. Wir sagen
nicht, dass wir die direkten Schöpfungen Gottes sind, wie es Adam und Eva
waren; wir sind vielmehr Seine indirekten Schöpfungen, indem wir durch
die Wirkung der Gesetze, die Er machte und die Christus ausführte, ins
Dasein gebracht wurden. Dadurch, dass wir indirekte Schöpfungen Gottes
sind, wird der göttliche Charakter angesichts unserer angeborenen Unvollkommenheit
bestätigt.
GOTTES GÜTE ZU UNS
Wir wollen uns daran erinnern, dass uns Gott einen großen Segen gab,
wenn er uns erlaubte zu existieren. Er hätte uns insgesamt ohne Existenz
zurücklassen können. Nichts Besonderes verlangte von Ihm, uns ins
Dasein zu bringen. Nichts nötigte Ihn dazu, außer dass Er uns liebte
und von uns wünschte, die Freude und die Wohltat des Daseins zu haben.
Obwohl wir unter dem Fluch ins Dasein gebracht wurden, hat Sein Plan so Vorkehrungen
getroffen, dass der Fluch in einen Segen umgewandelt werden kann und dass wir
schließlich ewiges Dasein in Harmonie mit vollkommenen Grundsätzen
haben können. Es ist etwas Herrliches, dass Er uns erlaubte, ins Dasein
zu kommen – Er bedurfte unserer Schöpfung überhaupt nicht.
Wiederum war es ein großer Segen, dass Gott uns gestattete, auf diesem
Planeten ins Dasein zu kommen. Er hätte unsere Schöpfung auf eine
andere Zeit und auf einem anderen Planeten aufbewahren können. Abgesehen
von dem, was Er unter den Engelsrängen tat, erlaubte Er uns hier am Anfang
Seines Schöpfungswerkes, auf dieser Erde, dem ersten Planeten, der zur
Vollkommenheit entwickelt werden soll, ins Dasein zu kommen. Dies ermöglicht
uns, an den herrlichen Dingen teilzuhaben, die jetzt zu Gottes Volk gelangen.
Hätte Er mit unserem Bringen ins Dasein auf irgendeine spätere Zeitordnung
gewartet, würden wir all das vermisst haben, dass Gott in Seiner Gnade
und Barmherzigkeit Seinem Volk in der jetzigen Zeit anbietet.
Dann hätte Gott verursacht haben können, dass wir ein Tier, Fisch,
Vogel oder ein Reptil sind. Doch Er gab uns den Segen, dass wir gerade zum höchsten
Rang auf dieser Erde gehören. Ist das nicht gut? Gewiss, Geschwister, wenn
wir unsere Segnungen zählen, beginnen wir herauszufinden, wie gut Er ist.
„O, gibt dem Herrn den Dank, denn Er ist gut!“
Doch, liebe Geschwister, dies ist nicht die Grenze der Güte Gottes zu
uns; dies ist nur der Anfang. Denn dies gibt Ihm eine günstige Gelegenheit,
Seine innersten Gefühle für uns anzuwenden. Dadurch, dass Er uns jetzt
leben lässt, gestattete Er uns, während des Evangelium-Zeitalters
ins Dasein zu kommen. Wenn wir während des jüdischen Zeitalters geboren
worden wären, würden wir nicht die Segnungen empfangen, die wir jetzt
empfangen. Wir mögen denken, wenn wir in der Zeit des Mose oder des Abraham
oder des David gelebt haben könnten, wie leicht wäre es gewesen, zu
glauben und treu zu sein. Doch es ist viel leichter, jetzt zu glauben und treu
zu sein. Wir haben Vorrechte, die sie niemals hatten, wie würdig und gut
sie auch waren. Wir haben eine Nähe der Gemeinschaft mit dem Vater und
mit dem Sohn, an der sich zu erfreuen sie nicht das Vorrecht hatten.
Es besteht auch darin ein großer Segen, dass wir gerade in der gegenwärtigen
Zeit leben, denn jetzt ist mehr Licht über Gottes Wort an der Zeit als
zu jeder früheren Zeit. Jetzt sind in vielerlei Hinsicht ausgiebigere Gelegenheiten
des Dienstes für Gott als jemals zuvor vorhanden, und wir können an
Bewegungen teilnehmen, die im Plan Gottes zu den größten gehören,
die seit der Erschaffung des Menschengeschlechtes aufgetreten sind. In der Bibel
sind zehn Schriftstellen vorhanden, die das gesegnete Werk der Ernte des Evangelium-Zeitalters
beschreiben, gegenüber einer, die das Werk, das in der Ernte des jüdischen
Zeitalters geschah, beschreiben. Die meisten der Ereignisse, die prophezeit
oder vorgeschattet wurden, finden jetzt ihre Erfüllung. Wie gut war Gott
zu uns, dass Er uns in der Ernte des Evangelium-Zeitalters existieren lässt!
Und wie wunderbar ist es, in dieser großen Übergangsperiode, am Schluss
des Evangelium-Zeitalters und in der Einführung des Millennium-Zeitalters
zu leben und Zeuge des stetigen Voranschreitens unseres Königs der Gerechtigkeit
zu sein, der in Seinem zweiten Advent gegenwärtig ist. Wir können
wohl sagen: „Wie soll ich dem Herrn vergelten alle seine Wohltaten an mir?“
„Dankt dem Herrn, denn er ist gut, denn seine Gnade währt ewig“
(Ps. 116:12 – REB; 118:1 – REB).
Unser himmlischer Vater war auch durch die Vorsehung gut zu uns, indem Er uns
ein Erbteil gibt, das uns zu religiösen Dingen zieht. Er gibt dieses Vorrecht
nicht jedem. Einige unserer armen Mitmenschen sind aufgrund ihres Geburtszustandes
überaus bedauernswert. Sie wurden mit solchen Gemütern und Veranlagungen
geboren, dass sie unter den gegenwärtigen Verhältnissen keinen lebendigen
Glauben an Gott und keine höchste Liebe für Ihn ausüben konnten.
„Der Glaube ist nicht aller Teil“ (2. Thes. 3:2). Doch wir sollen
uns unseres Erbteils nicht rühmen, denn nicht unsere, sondern Gottes Güte
hat uns gestattet, den Glauben und die Fähigkeiten der Verehrung, die uns
angeboren sind, in solchem Maße zu besitzen, dass wir in Kontakt und Harmonie
mit Seinem Plan kommen konnten, während das Böse in der Welt vorherrschend
ist, und uns als Überwinder erweisen konnten. Während Er uns also
ein Erbteil dieser Art gegeben hat, gab Er uns eine Gunst, die weit höher
als die Gunst derjenigen ist, die sie nicht haben.
Nicht nur das, aber Er gestaltete für uns solche Umgebungen, die uns wohlwollend
zu Ihm hinzogen. Er machte uns hungrig nach Gemeinschaft mit Ihm und mit Christus.
War dies eine Wohltat? Ja, wirklich, Geschwister! In unserem ganzen Leben umgab
Er uns mit Vorkehrungen, die unsere Herzen schmolzen und an Ihn banden, indem
wir in Gemeinschaft mit Ihm kamen. Sollten wir Ihn nicht für dieses lieben?
Ja, wahrhaftig.
Was noch? Er hat uns eine Schulung gegeben, die uns dazu tauglich macht, Abrahams
Samen zu werden. Er sah zu, dass solche Erfahrungen und Lehren, die auf die
Eigenschaften des Glaubens und der Verehrung einwirken, zu uns gelangen, mit
den Umgebungen, in denen wir uns befinden, zusammenwirken und auf uns weiter
einwirken, bis unsere Herzen voller Glauben an Gott und Liebe für Ihn werden,
so dass wir durch Rechtfertigung und Weihung Sein Volk werden könnten.
Dies allein wäre bereits eine ganze Menge, doch es ist noch nicht alles,
was Er für uns getan hat. Unser lieber himmlischer Vater ist weiter gegangen.
Durch den Dienst Jesu hat Er uns aus der Finsternis ins Licht, aus der Sünde
zur Gerechtigkeit, aus der Entfremdung in die Gemeinschaft und aus der Feindschaft
in die Freundschaft mit Ihm gezogen. Er hat uns das gesegnete Vorrecht der Ausübung
des Glaubens an Jesus Christus gegeben, der durch die Gnade Gottes für
jeden den Tod schmeckte und deshalb auch für uns den Tod geschmeckt hat.
Und dieser Glaube empfing Ihn als unseren persönlichen Heiland. Durch ihn
empfingen wir Frieden mit unserem himmlischen Vater – probeweise Rechtfertigung
– und dadurch öffnete Er unsere Augen, um einen Einblick in das herrliche
Lösegeld und eine Wertschätzung dessen zu gewinnen. Er, der uns mit
den Befleckungen des Fleisches verschmutzt sah, wirkte durch Sein Wort und Seine
Vorkehrungen in uns, um uns von der Befleckung des Fleisches und des Geistes
zu reinigen. Auf diese Weise können wir uns in unserer Weihung in einer
Stellung der vollkommenen Heiligkeit in der Furcht des Herrn befinden. Denke
an Gott, der dieses wunderbare Universum kontrolliert und sich Zeit nimmt, uns
individuelle Aufmerksamkeit zu schenken, um uns von unseren Fehlern zu reinigen!
Wenn wir daran denken, entsteht der Gedanke, welche Wohltaten uns der Herr verleiht!
Wahrscheinlich würden wir gegenüber Wesen, die weit unter uns stehen,
nicht so handeln – wenigstens nicht in unserem gefallenen Zustand, dessen
sind wir sicher. So ist Gott in dieser Hinsicht überaus freundlich zu uns
gewesen.
Doch dies ist nicht alles. Seine Offenbarungen der Güte sind so zahlreich,
dass wir nicht alle von ihnen aufzählen könnten. Doch wir gehen weiter.
Er veranlasste, dass unser teurer Herr Jesus uns durch Seinen Dienst derartige
Lehren gab, die mehr auf unseren Glauben und unsere Frömmigkeit gegenüber
dem Vater und dem Sohn einwirken, bis wir schließlich durch Glauben und
Liebe angetrieben wurden, uns dem Vater zu übergeben, und sagten: „Hier
sind wir, lieber Vater, nimm uns und mache mit uns, wie es Dir wohlgefällt.“
Als wir dies taten, gefiel es dem Vater wohl; und unser lieber Herr Jesus schritt
voran und sprach: „Vater, ich bürge für sie bei Dir; ich rechne
Ihnen Mein Verdienst zu, dass sie in Deinen Augen annehmbar sein mögen.
Ich werde zusehen, dass sie bewahrt werden, so lange sie loyal bleiben, in einer
Weise, die Deine Gerechtigkeit durch und durch zufrieden stellt.“ Und als
Er Sein Verdienst zugerechnete, sagte Er: „Jetzt, Vater, biete ich sie
Dir an, dass Du sie als Gaben haben könntest; als Hoherpriester biete ich
Dir Gaben an. Diese sind die Gaben, die ich Dir anbiete, bestätigt durch
Mein Verdienst.“
Darüber hinaus verlieh uns unser himmlischer Vater einen anderen herrlichen
Segen – dadurch, dass Er die Gabe von Jesus annahm, ließ Er uns Seinen
heiligen Geist zuteil werden. Wir haben somit den heiligen Geist mit allen Vorrechten,
den er uns eröffnet, den Vorrechten der Sohnschaft mit Gott, der Bruderschaft
mit Christus und Ihrer besonderen Sorgfalt, Vorkehrungen und Liebe empfangen.
Alle diese wurden uns kundgetan. Dann öffnete Gott die Augen unseres Verständnisses,
um die Höhe, Tiefe, Länge und Breite Seiner Liebe zu erkennen. Und
Er gibt uns durch Seine Gnade nicht nur eine Einsicht darin, sondern auch eine
dankbare Wertschätzung dieser herrlichen Dinge.
Dann gibt uns Gott das gesegnete Vorrecht, auch in Gnade zu wachsen. Er befähigt
uns zu lernen, unsere Zuneigungen von weltlichen Dingen zu lösen, das Böse
in all seinen Formen zu hassen, zu meiden und uns ihm entgegenzusetzen, die
Gnaden zu entwickeln, sie in Seinem Dienst zu benutzen und Ihm und Jesus im
Charakter allmählich ähnlich zu werden. Er gibt uns das gesegnete
Vorrecht, unser menschliches Alles im Interesse Seiner heiligen Sache, des großen
Planes der Zeitalter zu benutzen. O, wie Er uns begünstigt hat! Welche
herrlichen Wohltaten hat der Vater uns verliehen, indem Er uns den Rest unseres
Lebens in Seinem Dienst verbringen lässt – ein Leben, das anderenfalls
durch den Fluch irgendwie von uns genommen werden müsste, das aber nun
in ein Opfer für Ihn umgewandelt wird, damit wir es zur Erfüllung
des Planes der Zeitalter verbringen und verbracht werden mögen! Er gibt
uns auch das Vorrecht, durch Prüfungen und Erprobungen hindurchzugehen,
um unsere Loyalität unter Beweis zu stellen. Wenn wir uns in ihnen befinden,
denken wir nicht immer, dass sie Vorrechte sind; doch sie sind nichtsdestoweniger
herrliche Vorrechte, die uns prüfen, erproben, um unsere Schlacke zu entfernen
und uns als reines Metall vollkommen zu machen, damit wir in Seinen Augen wohlgefällig
sein dürfen.
Ein anderes großes Vorrecht gibt uns Gott im Zugang zu Ihm im Gebet,
sodass wir in der Zeit der Not zu Ihm kommen können, um Gnade zu empfangen
und Hilfe zu finden. Der Platzmangel verbietet mehr als eine kurze Zusammenfassung
anderer Segnungen: Die kostbare Zusicherung, dass alles zu unserem Guten mitwirkt,
die herrliche Hoffnung, die vor uns gesetzt ist, das Vorrecht der Hoffnung,
einen Anteil mit Christus im Königreich als ein Teil des Samens Abrahams
zur Segnung der Menschheit zu erlangen, die herrliche Hoffnung, unsere Feinde
zu überwinden, unsere Geschwister überwinden zu helfen und der Menschheit
zu helfen, zur rechten Zeit dasselbe zu tun. Dies sind Wohltaten, die uns Gott
gegeben hat oder für uns aufbewahrt. Ist Er gut? Lieben wir Ihn? Wie können
wir sonst handeln, als Ihn zu lieben? Lasst uns demütig, andächtig,
anbetungsvoll über diese Wohltaten nachsinnen und nachsinnen und nachsinnen.
Dann, liebe Geschwister, wird uns Gott durch diese Gedanken befähigen,
Ihn und Christus aus unserem ganzen Herzen, Gemüt, unserer ganzen Seele
und Kraft zu lieben, und somit wird die Frömmigkeit zunehmend in uns entwickelt
werden.
Deshalb gebühren dem Vater und dem Sohn der Segen, die Herrlichkeit, Ehre,
Kraft und Macht für die Vorrechte, die Sie uns geben, wenn wir diese gesegnete
Eigenschaft der Frömmigkeit hinzufügen, d.h. entwickeln! Amen. (Dieser
Artikel sollte uns besonders hilfreich im Zusammenhang mit unserem Jahresmottotext
sein – 1. Joh. 4:19).
PT ’73, 21-25
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